WHY I AM TRAVELLING ALONE

Montag, 3. Februar 2020

Nach dem letzen Beitrag, in dem ich euch bereits meine Ziele und Vorsätze für das neue Jahr vorgestellt habe, möchte ich heute ein ähnliches Thema ansprechen. Genauer gesagt, möchte ich das Thema Freiwilligenarbeit ansprechen, möchte dieses Thema kritisch beleuchten und euch darlegen, warum ich mich dagegen entschieden habe und nun alleine verreisen werde - ohne eine Organisation oder eine weitere mitreisende Person.



Viele in meinem Alter haben sicherlich ähnliche Erfahrungen gemacht: 
„Na, was machst du denn jetzt nach der Schule?“ „Weißt du schon, was du studieren willst?“ „Wie, du weißt es noch nicht? Naja, dann geh doch ins Ausland?!“
Sobald die Schule beendet ist, stehen viele vor der großen Frage, wie es weitergeht. Doch auch ich wusste das - wie viele weitere meiner ehemaligen Mitschüler - eben nicht. Aber ich wusste, dass jetzt die Zeit ist, um neue Erfahrungen zu sammeln und um etwas zu sehen und zu lernen, was einem keine Schule per Schulbuch beibringen kann: Ich wollte ins Ausland. Ganz weit weg, am besten in das exotischste Land der Welt und einfach schnellstmöglich auf andere Gedanken kommen.



Aus Gedanken werden ja bekanntlich Taten und so stöberte ich im Internet. Erneut wurde ich auf die ebenfalls mehreren Möglichkeiten aufmerksam. Work and Travel, Aupair, Freiwilligenarbeit oder doch was ganz anderes?
Work and Travel konnte ich mir nicht so gut für mich vorstellen, genauso wenig wie Aupair Arbeit. Also stoß ich auf das Thema Freiwilligenarbeit im Ausland und fand direkt die ersten Organisationen.

„Reise nach Ghana, Namibia oder México, hilf den armen Menschen und leiste einen Beitrag für die Gesellschaft!“
Klingt cool, oder? Ich fand es genauso cool und bestellte mir direkt die Info-Broschüre, die ich in den darauf folgenden Tagen komplett durchstudierte. Die Organisation würde sich um alles kümmern: Flug, Abholung, Unterkunft und vieles mehr. 


Und es bot noch weitere Vorteile. Je nach Projekt könnte ich einen Sprachkurs oder andere Projekte hinzu buchen und mir damit meine ganz individuelle Reise erstellen - natürlich während man gleichzeitig den Lebenslauf verschönert. Ich war zwar in gewisser Art und Weise selbstständig, musste mich bei der Planung des Tages aber logischerweise nach der Organisation richten - nur leider stand die meistens nicht im Internet oder in der vorhin erwähnten Broschüre.

Es folgten Tage, an denen ich etliche Mitarbeiter kontaktierte, um genau zu erfahren, was ich wie machen könnte und wie der Tag generell abläuft. Meistens fing der Tag zwischen 6-7 Uhr am Morgen an, nach dem Frühstück folgte ggf. der Sprachkurs oder ein anderes gewähltes Projekt, darauf eine Stunde Pause, die man meist zur Vorbereitung der eigentlichen Arbeit nutzen sollte und darauf folgte die eigentliche Arbeit - meist von 13-18 Uhr. Ein ziemlich langer Tag, aber sicherlich auch aufregend. Schließlich wäre dies eine einzigartige Möglichkeit für mich, nach der Schule Tieren oder armen Menschen zu helfen.



... für teilweise 3.000-4.000€ pro Monat ohne Verpflegung. War es das wirklich wert? 

Irgendwie hatte es dennoch einen Reiz für mich und so begann ich mich trotzdem in Foren zu informieren. Was ich dort erfuhr, war nicht das, was ich mir unter all dem vorstellte. Und so begann ich das Thema kritisch zu beleuchten.


Ich würde den ganzen Tag und die gesamte Woche arbeiten und allein am Wochenende hätte ich frei, um das Land und die Gegend zu erkunden. Das allein klang für mich schon nach etwas wenig, aber im Anbetracht der Erfahrungen machte es irgendwie doch noch Sinn. 

Dennoch kam bei mir die Frage auf, inwieweit meine potenzielle Freiwilligenarbeit tatsächlich auch hilfreich für die beteiligten Programme oder auch Menschen dort sind. Leiste ich wirklich einen Beitrag für die dortige Gesellschaft, oder poliere ich nur mein Ego auf, um eines Tages in einem Bewerbungsgespräch behaupten zu können, dass ich im tiefsten Afrika war und dort die armen Menschen gerettet habe?


Es klang irgendwie absurd. Kann ich den Menschen nicht auch so helfen? Wo floss das gesamte Geld hin und wie kommt es dem eigentlichen Projekt zu Gute? Ich erfuhr durch einige Dokus, dass von mehreren tausend Euros gerade mal ca. 10-20€ in die ach so wohltätige Aktion liefen - mehr nicht. 



Ab da an wurde mir klar, dass der versprochene Mehrwert lediglich ein Mehrwert für die Person ist, die dort für ein paar Wochen hinreist. Die nach kurzer Zeit davon berichten kann, in welchen Entwicklungsländern sie doch so tatkräftig mitangepackt hat und damit jetzt ihren Lebenslauf aufpolieren kann. 
Was mit den betroffenen Menschen war, stand dabei die ganze Zeit im Hintergrund. Denn wenn man das Thema genauer betrachtet wird einem klar, dass Afrika nicht auf die nächste junge Europäerin wartet, die für 3 Wochen, eine Klasse ohne ledigliche Erfahrungen unterrichtet. Wie wird es wohl den Kindern, den beteiligten Personen damit gehen, dass im Wochentakt - spätestens aber nach einigen Monaten oder einem Jahr - wieder eine Person ankommt, die behauptet, sie würde von Herzen gerne helfen und die Kinder lieben - um sie danach von heute auf morgen zu verlassen.

Vor allem für Waisenhaus Projekte ist dies extrem kritisch. Oftmals wird den Kindern durch die immer wechselnden Bezugspersonen mehr geschadet als geholfen, sodass einige Organisationen solche Projekte teilweise schon unterbunden haben. Trotzdem sind weiterhin Projekte mit Kindern möglich und meines Erachtens genauso fragwürdig.


Natürlich heißt das nicht, dass man nie mehr Freiwilligenarbeit im Ausland leisten sollte, aber man sollte sich fragen, warum man es machen will und auf welche Kosten. Denn meistens profitieren kaum Projekte von der Arbeit, da sie auch nicht als richtige Entwicklungsarbeit gelistet sind. Vielmehr sind sie eine Art Attraktion für junge Leute - die sicherlich auch nur Gutes wollen, aber von der guten Umsetzung ziemlich weit entfernt sind. Auch wenn man das Thema niemals pauschalisieren sollte, so hat die vielfache Auseinandersetzung dafür gesorgt, dass ich mich gegen all das entschieden habe und nun alleine verreisen werde. Gleichzeitig hat es mir gezeigt, wie widersprüchlich teils unsere Gesellschaft funktioniert und dass es von jeder Thematik eben auch zwei Seiten gibt - die gute und die schlechte.

Was haltet ihr von dem Thema?

Lara

5 Kommentare:

  1. Ich fand es auch total schwierig die richtige Entscheidung zu treffen. Ich war dann 5 Wochen im Urlaub, also habe auch wirklich nur Urlaub gemacht. Danach bin ich auch direkt studieren gegangen. Bisher bereue ich es noch nicht.
    Liebe Grüße
    Luisa von https://www.allaboutluisa.com/

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    1. Kann ich wirklich gut nachvollziehen. Vom Urlaub hat man dann ja doch irgendwie mehr, da man auch mehr Zeit hat. Viel Erfolg beim Studium!

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  2. Aus genau den Gründen die du genannt hast, hätte ich sowas auch nie gemacht. Auf mich wirkt sowas irgendwie einfach, als wolle man seinen Lebenslauf aufpolieren oder so. Besonders diese super kurzen Projekte, da habe ich auch schonmal eine Doku gesehen, in der es auch darum ging. :/

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  3. Das stimmt leider. Ich würde mir diesbezüglich auch wünschen, dass viele die andere Seite auch in Betracht ziehen würden.
    Ich danke dir xx

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